Das Besondere an den Ausstellungen im Tuchmacher Museum ist, dass sich die Künstlerinnen und Künstler in ihren Arbeiten immer wieder direkt auf das Museum und die Geschichte des Ortes beziehen. Wie ein roter Faden durchzieht das ‚Bramscher Rot‘ die Ausstellungen der letzten Jahre. Auch in der Ausstellung Sticheleien – vom traditionellen Patchwork bis zum Art-Quilt der Patchworkgruppe Schledehausen, die am 28. September eröffnet wird, ist das ‚Bramscher Rot‘ das verbindende Element in den Arbeiten der sieben Patchworkerinnen. Wie eine solche Arbeit entsteht, schildern wir in diesem Vorbericht.
Häufig ist es die rote Wolle, die von den Künstlern mitgenommen und ihren Werken verarbeitet wird. Nicht so bei Annette Rußwinkel, die einen ganz besonderen Quilt aus einem geschichtsträchtigen Material für die Ausstellung genäht hat. Ihr Material stammt von der Bramscher Firma Gebr. Sanders, die bis heute feinfädige Inlettstoffe aus Baumwolle webt. Bis in die 1970er Jahre gab es neben den weißen auch rote Inletts. Diese sahen besonders schön aus, wenn sie unter der mit weißer Lochstickerei versehenen Bettwäsche hervorleuchteten. Als diese Bettwäsche unmodern wurde, verschwanden auch die roten Inletts. Heute existieren bei der Firma Sanders nur noch kleine Restbestände dieses roten Stoffes.
Im Frühjahr 2018 griff der Künstler Reinhardt Dasenbrock die Tradition der roten Stoffe in der Ausstellung ... und ein rotes Tuch auf. Im und um das Tuchmacher Museum wurden Installationen präsentiert, in denen der Künstler die historischen Inlettstoffen der Firma Gebr. Sanders verarbeitet hatte. Annette Rußwinkel sah die Ausstellung und hatte eine Idee: Warum nicht aus diesem Material einen Artquilt herstellen?
„Ich stellte mir den Quilt vor auf einer Leinwand, angelehnt an die Geschichte des ‚Roten Tuches‘, so sollte etwa auch ein Kopfkissen aus rotem Inlett, mit einem Bezug aus Lochstickerei eine Rolle spielen.“
Glücklicherweise konnte die Firma Gebr. Sanders noch ein ausreichend großes Stück des Gewebes zur Verfügung stellen, so dass Frau Rußwinkel im April mit ihrer Arbeit beginnen konnte:
"Die Planung fast jeden Quilts beginnt für mich in meinem Skizzenbuch. Welchen Bezug soll diese Textile Arbeit haben? Welche Farben und welche Stoffe möchte ich verwenden? Wie soll das Endmaß sein? Welche Materialien möchte ich mit einfließen lassen? Welche Techniken möchte ich anwenden? Soll evtl. ein Bereich der Arbeit dreidimensional sein?“
Die Stoffe wurden so ausgewählt, dass sie mit dem 'Bramscher Rot' harmonieren. Die Wahl von Annette Rußwinkel fiel auf eigenhändig eingefärbte Baumwollstoffe in petrol, anthrazit, lindgrün und zartrosa.
Kleine Kissen wurden in der Bisquit-Technik hergestellt, mit Zauberwatte gefüllt und mit Baumwollstoff mit Lochstickerei bezogen. Sie erinnern an die Paradekissen früherer Zeiten.
Knöpfe spielen eine wichtige Rolle im Konzept von Annette Rußwinkel. Früher wurden die Kissenbezüge immer mit Knöpfen verschlossen. In Anlehnung daran wurde der petrolfarbene Stoff nach mit Knöpfen gefüllt und dann mit Gummibändern abgebunden. Nach dem Trocknen des Stoffes und Entfernen der Knöpfe entstand eine sehr interessante Knopfoptik.
Im Juni wurde der Quilt fertig und bekam den Titel Kissenschlacht mit Knopfverlust.
„Es könnte keinen besseren Platz für das ‚rote Tuch‘ geben als im Rahmen der Ausstellung"
findet Kerstin Schumann, Museumsleiterin.
Die Patchworkgruppe Schledehausen kann in den 25 Jahren ihres Bestehens bereits auf eine rege, überregionale Ausstellungstätigkeit zurückblicken. In Bramsche zeigen die sieben Patchworkerinnen in der Ausstellung Sticheleien – vom traditionellen Patchwork bis zum Art-Quilt vom 29.09. bis zum 04.11.2018 traditionelle und moderne Arbeiten im Tuchmacher Museum Bramsche. Verbindende Themen sind das 'Bramscher Rot', der berühmte Farbton der Bramscher Tuchmacher, sowie Arbeiten zum Thema 'Illusion'.