2018 geht – 2019 kommt, wir freuen uns auf ein Jahr mit vielen textilen Höhepunkten im Museum. Der Erhalt unserer historischen Wolltuchproduktion und die Erforschung der Geschichte der Tuchmacherei wird uns nach wie vor eine Herzensangelegenheit sein. Aber wir gucken ja auch gerne über den Tellerrand.
Auf dem Gebiet der Textilkunst gibt es immer wieder spannende KünstlerInnen zu entdecken, die mit ganz unterschiedlichen Techniken und Materialien arbeiten. Gerade erst eröffnet wurde die Ausstellung „Weil es Stoff ist“ mit den Arbeiten von Elke Prieß. Ein großes blau-weißes Tuch, zusammengesetzt aus vielen Fragmenten in unterschiedlichen Drucktechniken empfängt die Besucher schon im Foyer. Neben experimentellem Blaudruck faszinieren die Künstlerin aber auch orientalische Drucktechniken. Ihre Arbeit und Beweggründe hat sie in unserem letzten Blogbeitrag beschrieben. Über ihre Reisen und Eindrücke aus der Türkei, dem Iran und Usebkistan berichtet sie in einem Vortrag im Januar.
In der kalten Jahreszeit geht es weiter mit warmem Filz. Mechtildis Köder hat ihr Atelier im idyllischen Kloster Malgarten am Rande Bramsches, wo ihre Objekte aus der rohen Schafwolle entstehen. In der Ausstellung „Filz und Eigensinn – und ich“ zeigt sie ihre Arbeiten mit archaischen Ornamenten, Zeichen und Symbolen.
Der hohen Kunst der Bildwirkerei widmet sich Andrea Milde seit über 30 Jahren. Die Bildwirkerei, die sie in Frankreich an der renommierten École nationale d’art décoratif d’Aubusson erlernte, ist eine der komplexesten Textiltechniken und extrem zeitaufwendig. Damit wird die Dimension „Zeit“ zu einem wichtigen Thema ihrer Kunstwerke. Schon durch ihre Tätigkeit, die nicht dem heutigen Diktat von Effektivität und Effizienz entspricht, hinterfragt Andrea Milde unseren Zeitbegriff und den Wert künstlerischer Arbeit, den sie in ihrer Ausstellung „Im Angesicht der Zeit“ explizit zum Thema macht. Wer selbst die Zeit zwischen Kette und Schuss einfangen und die Technik der Bildwirkerei ausprobieren möchte, der sollte sich Anfang Mai für den Workshop „Tausend Blumen weben“ Zeit nehmen.
Im Gegensatz dazu thematisiert die Ausstellung „Was guckst Du?“ Textilkunst, die direkt unserer schnelllebigen Gegenwart entspringt. Warum und wie funktionieren provozierende Sprüche und knackige Statements auf T-Shirts? Die große Bandbreite der hautnahen und immer populären Form nonverbaler Kommunikation beleuchtet der Kurator Reiner Wolf anhand vieler „sprechender“ Objekte. Am Internationalen Museumstag können Sie selbst die coolsten Sprüche auf den Stoff bringen.
Das 100-jährige Gründungsjubiläum des Bauhauses wird 2019 ein großes Thema sein. Weniger bekannt als Architektur, Malerei und Möbeldesign waren die Leistungen der Webwerkstatt des Bauhauses. Vor allem Frauen waren hier tätig und setzten entscheidende Impulse für die Entwicklung und Professionalisierung des Textildesigns. Sie experimentierten mit neuen Materialien und beschritten mit der Entwicklung von Stoffen für die industrielle Massenproduktion ganz neue Wege.
In der Gunta-Stölzl Foundation konnten wir textile Entwürfe von Gunta Stölzl (1897–1983), die von 1927 bis 1931 als erste Meisterin die Webereiwerkstatt des Bauhauses Dessau leitete, studieren. Bevor sie im Sommer in der Ausstellung „Auf den zweiten Blick – Bauhaus-Stoffe als Inspiration“ gezeigt werden, dienen sie Studentinnen des Faches Textiles Gestalten der Universität Osnabrück als Inspirationsquelle für den Entwurf einer vom Bauhaus-Design beeinflussten Wolldecke, die schließlich auf unserem historischen Jacquardwebstuhl entstehen soll. Der gesamte Prozess – vom Entwurf, über die Patronenzeichnung und das Schlagen der Lockarten bis zum Weben – wird Teil der Ausstellung. Erste Vorbereitungen dazu laufen natürlich schon. Wir werden in einem unserer nächsten Blog-Beiträge darüber berichten.
Ein Ereignis, auf das wir uns ganz besonders freuen, wird der 2. Schafstag. Hoffentlich spielt das Wetter wieder mit, wenn eine ganze Herde, mehr als 200 Schafe, auf der Wiese hinter dem Museum geschoren wird. Wie im letzten Jahr wird es auch Vorführungen mit Hütehunden, eine kleine Rasseschau, einen Markt mit Produkten vom Schaf, Mitmachaktionen für Kinder und einen Spinnwettbewerb geben. Dafür kann man sich im Workshop „Spinnen lernen“ und bei unseren offenen Spinntreffen, die regelmäßig im Museum stattfinden, fit machen. Dafür, dass wir dieses Angebot erweitern konnten danken wir der Kunterbunten Wollspinnerey, die natürlich auch wieder beim Färbertag, Schafstag und Tuchmarkt mit dabei ist.
Auch in der zweiten Jahreshälfte geht es mit spannenden Entdeckungen in der Welt des Textilen weiter, wir halten Sie hier auf dem Laufenden. Die Termine finden Sie in unseren Übersichten der Ausstellungen und Veranstaltungen.