Seit dem 17. März war das Tuchmacher Museum geschlossen, seit dem 12. Mai haben wir das Museum wieder geöffnet und sind froh, die historischen Textilmaschinen allen Interessierten wieder vorführen zu dürfen. Es waren neun Wochen, in denen unsere Techniker auch länger aufgeschobene Reparaturen an den Maschinen vornehmen konnten.
Besonders aufwendig war die Reparatur des Lattenbandes der Reißkrempel. In der Reißkrempel wird die im Wolf aufgelockerte Rohwolle zu einem Wollflor verarbeitet. Hierzu werden die Wollflocken mit dem Lattenband in die Reißkrempel transportiert. Auf der Vorderseite ist das Band mit feinen, nadelförmigen Drähten besetzt, an denen die Wolle hängen bleibt. Auf der Rückseite werden die einzelnen Latten mit fünf Lederbändern verbunden, die mit speziellen Nieten befestigt sind.
Diese Lederbänder sind nach gut 100 Jahren spröde geworden und an vielen Stellen gerissen. Bisher wurden die gerissenen Verbindungen mit Kabelbindern oder aufgesetzten Lederstücken immer wieder notdürftig geflickt. Jetzt wurde das Lattenband ausgebaut und eine Spezialfirma konnte die Bänder und speziellen Nieten für ihre Befestigung entsprechend der historischen Vorlage mit der genauen Bandlänge und Nietenform neu anfertigen.
Für den Austausch der Lederbänder mussten zuerst die ca. 700 Nieten einzeln mit einem Trennschleifer entfernt und anschließend mit einem Hammer und Durchstecher herausgeschlagen werden. Erst danach konnten die kaputten Lederbänder ersetzt werden. Dafür wurden die alten Nietenlöcher mit einer Bohrmaschine gereinigt und für den neuen Niet leicht erweitert. Anschließend wurde jeder einzelne Niet mit einem Nietenkopf versehen und durch Schläge der Nietenschaft zuerst gestaucht und danach der Nietenkopf verformt.
Wichtig für den weiteren reibungslosen Betrieb der historischen Maschine ist, dass der Abstand zwischen den einzelnen Latten gleichmäßig ist und dem ursprünglichen Zustand entspricht. Andernfalls wäre das gesamte Lattenband später zu kurz oder zu lang für den reibungslosen Betrieb in der Reißkrempel geworden. Deswegen tauschten die Techniker die fünf Lederbänder einzeln nacheinander aus, um sich bei der Befestigung des neuen Lederbandes an den alten Lattenabständen zu orientieren. Keine Alternative war, die neuen Lederbänder neben den alten zu befestigen. Dazu hätten neue Löcher in die Holzlatten gebohrt werden müssen und es bestände die Gefahr, dass die Latten dadurch instabil würden.
Abschließend konnte das nun reparierte Lattenband mit vereinten Kräften wieder in die Reißkrempel eingebaut, zu einer Endlosschleife verbunden werden und läuft.
Wir danken Volker Leismann und Antonio Torres für ihren Einsatz.