Bewegte Zeit: Auftakt

Ruth Röttenbacher

Die Resonanz der Künstlerinnen und Künstler auf unseren Ausstellungsprojekt "Bewegte Zeit - Kunst und Corona im Dialog" ist schon jetzt riesig. In der ersten Woche haben bereits 15 Künstlerinnen und Künstler ihre Vorschläge an das Museum geschickt, einige davon sind bereits in der Kornmühle des Museums zu sehen.

Wir haben nicht nur die Künstlerinnen und Künstler gebeten uns ihre Kunstwerke zur Verfügung zu stellen, sondern sie auch gefragt: Was hat sie zu diesem Werk motiviert? Welche Bezüge bestehen zu unserem Ausstellungsthema „Bewegte Zeit“?

Begleitend zur Ausstellung, die vorraussichtlich bis Mitte September in der Kornmühle zu sehen sein wird, stellen wir hier die Kunstwerke sowie die Gedanken der Künstlerinnen und Künstler vor.

 

Annette Rußwinkel

Der Quilt entstand im April 2020 und symbolisiert den Globus, die Vernetzung, im Hintergrund die Dunkelheit der Ungewissheit. Die sehr kräftigen Farben entsprechen so ganz meinem Lebensmotto: Farben sind meine Lichtblicke.
Die angewandte Nähtechnik mit offenen Kanten und mehrlagigen Stoffen wurde gewählt, um den Aufbruch und die Vielschichtigkeit aller Probleme in dieser Zeit anzudeuten. Die Pärchen gehen nach der im April geltenden Abstandsregel nur zu zweit spazieren.

Nur zu zweit

Bernd Rüsel

Warum Landkarten? Malerisch bieten diese einen faszinierenden Untergrund. Es wurde möglichst lasierend gearbeitet, damit die ursprüngliche Gestalt der Karten noch erahnbar bleibt. Zugleich können durchscheinende Flüsse/Gebirge etc. sowohl als interessante Störung wie auch unterstützend für die gemalten Formen wirken.
Warum diese Frauen? Gezeigt werden unterschiedliche Typen von Frauen, bewusst nicht einer jeweiligen Weltregion klischeehaft zugeordnet. Man könnte diese als Weltbürgerinnen bezeichnen. Sie scheinen ihre Betrachter zu betrachten – mit Gelassenheit. Sie könnten an jedem Ort der Welt zu Hause sein.

ohne Titel

Ruth Röttenbacher

Natürlich, wir hatten einen kühlen aber auch einen unverhofft sonnigen Frühlingsbeginn, aber angesichts der umgehenden Verunsicherung, der eingeschränkten sozialen Kontakte und eines Osterfests ohne Enkel und Kinder, schienen mir die gewohnt fröhlich und hoffnungsvoll stimmenden Farben plötzlich im Garten zu fehlen.

Depressiver Frühling

Siegfried Kornacki

In der Zeit der Quarantäne habe ich mit der Sortierung der alten Urlaubsbilder begonnen. Da ich immer nach neuen Themen für Bilder suche, haben mich die Bilder aus Griechenland und Ägypten besonders inspiriert. Beim Malen war mir wichtig, in dieser nicht so schönen Zeit besonders farblich ein positives Ausrufezeichen zu setzen. Pan, in der griechischen Mythologie der Gott des Waldes, der Natur und der Hirten, wurde immer als Mischwesen dargestellt. Hathor, Göttin der Liebe und der Schönheit ist eine vielgestaltige Göttin, die Griechen vergleichen sie mit Aphrodite.

Pan

Nicole Uhl

Man sieht eine Frau, nackt – einfach als Mensch zu sehen, voller Energie. Sie wirft eine Krone ab, eine Last, unnötig, nutzlos. Diese Krone zerbricht auf dem Weg zur Erde in viele Fragmente. Krone ins Lateinische übersetzt heißt ‚Corona‘. Keine Frage, dass die Menschheit diesen Virus nicht braucht. Im Hintergrund eine trostlose Umgebung – die Sonne geht nach einer dunklen Nacht auf – ein Hoffnungsschimmer, dass bald alles überstanden ist.

Loslassen, was wir nicht brauchen

Kerstin Tieste

Betrachtet man die Situation der Mehrheit aller Frauen durch die Jahrhunderte ist ihnen Achtung und Bewunderung für ihre Schaffens- und Willenskraft zu zollen, sich gegen jedwede Belastungen in allen „bewegten Zeiten“ unerschütterlich zu behaupten, durchzusetzen, zu kämpfen und trotzdem zu gebären, zu lieben und zu schützen. Im 21. Jahrhundert muss jedoch der Applaus abgelöst werden, durch die gesellschaftliche Würdigung und wirtschaftliche Anerkennung der Leistungen der Frauen in völliger Gleichberechtigung zur Position des Mannes. Für diese Forderung steht sinnbildlich Maria, die nicht nur ein männliches sondern auch ein weibliches Kind schützend in ihren Armen hält.

La donna dei tempi (Foto: Vanessa Tieste)

Ingrid Krisch-Tepper

Ich sehe in dieser ,,Bewegten Zeit" täglich in meinem Garten, wie die Natur unaufhörlich weitermacht – egal, was um mich herum passiert. In meinem Bild brechen die Blumen durch – ganz gleich wie sich auch Papier darüber legt – knospen und blühen sie unaufhörlich.

Unaufhörlich

 

 

Ilka Thörner
20.05.2020 – 13:02 Uhr