Mit Abstand nah dran ...

Foto: Oliver Pracht

Seit dem 12. Mai ist das Tuchmacher Museum nach der Corona-bedingten Schließung wieder geöffnet. Um die notwendigen Hygiene- und Abstandsregelungen einhalten zu können, waren Änderungen im Ablauf des Museumbesuchs notwendig. Nicht alle der historischen Räume können uneingeschränkt geöffnet werden und die öffentlichen Führungen dürfen momentan nicht stattfinden.

Um dennoch allen Besucher*innen ein umfassendes und bereicherndes Museumserlebnis zu bieten, gibt es nun an den Wochenenden einen besonderen Service. Unsere Gästeführerinnen führen Einzelbesucher und Kleinstgruppen durch die Zeit der frühen Maschinen, die Museumstechniker lassen sich bei der Wolldeckenproduktion an den laufenden, historischen Maschinen über die Schulter gucken. Dass das Museum so rasch wieder geöffnet werden konnte, ist auch der Bereitschaft unserer Gästeführerinnen zu verdanken, die das neue Angebot möglich machen und hier von Ihren ersten Erfahrungen berichten:

Carmen Berkelie:

In den ersten Wochen war die Anzahl der Besucher noch übersichtlich und sie kamen auch zeitlich versetzt. So hatte ich die Möglichkeit mich intensiv um die jeweilige Kleingruppe zu kümmern.

Die Gäste waren sichtlich erfreut darüber, dass sie quasi an die Hand genommen wurden und sowohl im ersten Stock, bei den „stummen Geräten“ als auch im Erdgeschoss bei den wesentlich spektakulärer laufenden Maschinen etwas geboten bekamen, womit sie, ohne gebuchte Führung, gar nicht gerechnet hatten.

Die Kommunikation mit Maske empfinde ich nicht als Hindernis. Ich kenne es ja aus meiner vorherigen Tätigkeit als Zahnärztin. Überhaupt ist jetzt einiges wiedergekehrt! Häufiges Händewaschen und Desinfizieren. Oberflächendesinfektion der Einrichtungsgegenstände und Arbeitsgeräte. Und der Dienst am Wochenende ist wie mein früherer Notdienst: Man weiß nie ob, wie viel und zu welcher Zeit die Menschen kommen, aber sie sind alle willkommen!

Carmen Berkelie

Andrea Möllmann:

Endlich – es ist so weit. Alle freuen sich sehr über die ersten Besucher. Endlich wieder Leben im Haus. Endlich wieder erzählen dürfen. Endlich wieder die Maschinen bedienen dürfen.

Doch erst vorsichtig öffnen sich die Türen. An markanten Punkten stehen Spender zum Desinfizieren der Hände und auf dem Infotresen Plexiglasscheiben. Rote Pfeile auf dem Boden weisen den Besuchern den Weg.

Auch ich stelle mich einer neuen Herausforderung: Vor der Corona Krise war ich in der Museumspädagogik tätig, leitete Workshops und Kindergeburtstage. Jetzt empfange ich im 1. Obergeschoss die Besucher*innen und spreche mit ihnen über die Zeit der frühen Industrialisierung der Tuchmacher in Bramsche. Ich war sehr aufgeregt. Schließlich habe ich so etwas wie eine Führung noch nie gemacht und die Arbeit mit Erwachsenen ist doch in Vielem anders als die mit Kindern. Aber schnell habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Besucher*innen dankbar für das neue Angebot sind. Sie suchen das Gespräch und wollen nicht unbedingt eine Führung. Es gibt Fragen zur Geschichte oder auch zu Arbeitsbereichen der Tuchmacher, die wir im Moment nicht zeigen können wie z. B. das Färben und Walken. Daraus entwickeln sich sehr interessante Gespräche und ich hoffe, dass wir die momentanen Einschränkungen damit ganz gut auffangen können.

Andrea Möllmann

Katja Pahlmann

Das Coronavirus sorgte einige Zeit dafür, dass wir freiberuflichen Gästeführer*innen fast ausschließlich zuhause waren und nicht arbeiten konnten. Für uns war das eine sehr traurige Zeit. Einiges ist nun passiert, um unser Team und unser Haus für die neuen Gegebenheiten vorzubereiten. Führungen mussten abgesagt, Workshops verschoben werden. Seit rund 4 Wochen dürfen wir nun wieder Gäste empfangen.

Wenn unsere Maschinen aus der frühindustriellen Epoche oder die original „Wandmaker-Büx“ (was das wohl ist...?) im Obergeschoß auch für sich sprechen, so ist doch das Zeigen, Erläutern und Bedienen der alten Maschinen unsere Leidenschaft. Selten habe ich bei Gästen so viel Freude und Dankbarkeit über ein Stück Kultur gespürt, wie im Moment. Verständnis und Rücksichtnahme haben in dieser besonderen Situation gerade einen hohen Stellenwert, dafür bin ich sehr dankbar.

Und wenn, wie letzten Sonntag, eine ganze Familie kommt und erzählt, dass es statt der Kanaren jetzt eben ein Urlaub in heimischer (Kultur-) Landschaft wird, dann geben wir im Tuchmacher Museum alles, um euren Besuch zu einem spannenden und lohnenswerten Ereignis zu machen!

Katja Pahlmann

Das hofft natürlich das gesamte Museumsteam. Die Rückmeldungen der Gästeführerinnen oder Besucher*innen wie z.B. auf Google sind uns deshalb so wichtig. Sie bestärken uns darin, auf dem richtigen Weg zu sein, oder geben Hinweise, wo wir noch nachjustieren können:

Waren heute mit der Familie mit 2 Kleinkindern im Tuchmachermuseum. Die Arbeitsschritte von der Rohwolle bis zum fertigen Tuch wurden uns von Frau Pahlmann und Herrn Torres ausführlich vorgestellt und vorgeführt. Dabei wurden die verschiedenen Maschinen erläutert und zum Teil sogar in Betrieb genommen und gezeigt. Die Kinder durften Proben von allen Woll-Arbeitsschritten, wie Rohwolle, Vorgarn und Kettfäden, mitnehmen.
Selbst unter den Beschränkungen der Corona-Krise (auf Abstand und Hygiene wird geachtet, es gibt genügend Desinfektionsmittel-Spender) ist der Besuch ein schönes Erlebnis und kann uneingeschränkt empfohlen werden!
Wir kommen gerne wieder! Danke!!

Ilka Thörner
17.06.2020 – 15:20 Uhr