Seit dem 30. Juni sind einige neue Arbeiten an den Wänden der Kornmühle zu sehen, dafür mussten andere Platz machen. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich die Positionen sind, mit denen Künstler*innen auf die Krise reagieren. Für alle, die bereits in der Ausstellung waren, lohnt sich jetzt ein zweiter Blick.
Andrea Wilmers
Bewegte Zeiten – bewegende Bilder.
Bewegte Zeiten erfordern die Aufmerksamkeit eines Jeden – Präsenz bedeutet für mich, zunächst ohne Angst ganz bei mir zu sein und meine persönliche Aufgabe zu erlauschen. Gleichzeitig muss ich aufmerksam und emphatisch beobachten, was in der Welt passiert. Beides zusammen bildet die Grundlage zum Handeln. Jeder von uns ist ein Teil der Menschheit, die alles verwandeln kann – wir bestimmen, in welche Richtung es geht.
Kerstin Tieste
Krisen wirken im ersten Moment bedrohlich und scheinen unüberwindbar zu sein. Die Natur, das Klima, der Weltfriede, die Demokratie ... alles wirkt wie in den Grundfesten erschüttert und gewohnte Ordnungskonzepte taugen nicht mehr als Orientierung in Richtung Zukunft. Wenn wir jedoch im Chaos uns der menschlichen Fähigkeit bewusst werden, Herausforderungen im Sinne der Aufklärung mit Vernunft aktiv zu meistern, öffnen uns bedrohliche, existenzielle Herausforderungen die Chance auf Entwicklung vollkommen neuer, zukunftsweisender Strategien der Bewältigung und gesellschaftlicher Neuorganisation.
Kerstin Wickel
In den letzten Wochen habe ich meinen „100 Tage Rechercheurlaub“ aufgearbeitet. Um in Sachen Umweltverschmutzung mehr zu erfahren, reiste ich 2019 durch Osteuropa. Dabei interessierte mich besonders die Vermüllung der Flüsse, Seen und Meere durch den Menschen. Gerade jetzt, in den Zeiten von Corona dürfen wir all die anderen wichtigen Themen nicht vergessen, die uns vor der Krise stark beschäftigten. Dazu gehört auch der Klimawandel und alles, was damit einhergeht; der sorglose Umgang des Menschen mit der Natur, die Verschmutzung der Umwelt, das Kaufen und Wegwerfen …
Das Relief zeigt die Welle von Kanagawa von Katsushika Hokusai, nachempfunden mittels Verpackungsmaterial.
Eva Dankenbring
Die Werkgruppe dokumentiert meine wichtigsten Wegstrecken in drei Städten. Die zurückgelegten Wege – zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Bus, dem Auto oder dem Schiff – sind mit einer dreidimensionalen Linie auf die jeweiligen Stadtpläne gezeichnet. Sie zeigen meine Bewegungsmuster vieler Jahre. Wie habe ich mich bisher im öffentlichen Raum bewegt und wie werden sich diese Muster durch und nach der Pandemie verändern?
Elke König
Vom 1. bis 14. März 2020 waren wir in Sizilien. Bereits nach wenigen Tagen bemerkten wir eine Veränderung; die Straßen wurden immer leerer, die Menschen blieben in den Wohnungen. Dann gab es die Ausgangssperre und Geschäfte, Restaurants usw. blieben geschlossen. Uns blieb der Strand: menschenleer, friedlich. Dort sahen wir auch die beiden verfallenden Häuser, die unsere Fantasie sehr anregten. Schließlich durfte man auch nicht mehr an den Strand, den Urlaub mussten wir abbrechen. Zu Hause begaben wir uns in freiwillige Quarantäne, denken oft an den herrlichen Strand und möchten, wenn es wieder möglich ist, wieder in diesen Ort, an diesen Strand.
Abstand halten – eine Maßnahme die sinnvoll, aber zusehends schwieriger wird. Das sind wir Menschen nicht gewohnt!
Marlis Mörker
Blumen, insbesondere Rosen sind in der Malerei mein Thema. Bedingt durch die augenblickliche Epidemie finde ich in meinem Garten und Atelier den Ausgleich.
Meine Motivation zu meinen Motiven ist immer, in der bewegten Zeit, auch außerhalb von Corona etwas Entspannendes zu schaffen.
Annette Rußwinkel
Als Industrienation ist uns Aktivität, Bewegung, Verzahnung, Betriebsamkeit vertraut. Diese ‚Bewegte Zeit‘ lässt uns die eine sonst übliche Verbindung und Verzahnung noch sehr vermissen, nur zögerlich nähert alles und alles sich an, Lichtblicke sind zu entdecken ....
Der Quilt wurde aus überwiegend handgefärbten und -bedruckten Stoffen gearbeitet, der linksseitige rote Unterstoff ist ein Inlett-Gewebe der Fimra Gebr. Sanders im Bramscher Rot.
Karin Bormann
Diese Strandkörbe werden diesen Sommer nicht mehr bewegt – sie haben „Sommerpause“.
Müssen wir auf ein solch bewegtes Ereignis wie die Tour de France in diesem Jahr verzichten, sehen wir es nächstes Jahr wieder?
Jan Liebe
Meine Portraits entstehen über einen längeren Zeitraum und ich verändere sie immer wieder. Bezüglich der Benennung und Beschreibung der Bilder bin ich immer sehr zurückhaltend, weil ich die Interpretation der Bilder ungern in eine Richtung lenken möchte. Sie stellen auch keine bestimmten Personen dar. Inspiriert werde ich letztlich durch den Spaß am Malen und durch die Musik, die ich höre.
Marlies Dornfeld
In „Die Versöhnung der Gegensätze“ habe ich meine starken Gefühle in der Zeit des Beginns des Abstandsgebots durch den Virus dargestellt. Die Natur als Träger meines Empfindens zeigt das Miteinander in der Vielfalt der Menschen, deren Berührung durch Gedanken, die Licht und Schattenseiten und das Geordnete und das Wilde.
„Herausfordernd“ sind die Veränderungen, die weltweit durch den Virus ausgelöst wurden. Das dezent angelegte Kreuz symbolisiert die Auswirkungen. Der Gedanke der Verantwortung für das Leben auf der Erde hat mich dabei stark geführt.