Endlich können wir den großen Förderer der Bramscher Tuchmacher, Justus Möser (1720–1793), mit der Ausstellung zum 300. Geburtstag „Die Leute sind Goldarbeiter – Justus Möser und das Tuchmachergewerbe in Bramsche“ ehren. Nachdem im letzten Jahr das große Fest und die Ausstellung wegen Corona abgesagt werden mussten, konnte es am 20. Juni losgehen. Ein Gutes hatte der Aufschub: Wir hatten Zeit in den Archiven noch einige Überraschungen zu Tage zu fördern, die nun Teil der Ausstellung und des Begleitbuches geworden sind.
„Das Tuchmacheramt zu Bramsche hat sich durch seine gute, treue und fleißige Arbeit seit kurzen Jahren dergestalt hervorgetan, dass es die größte Aufmerksamkeit und alle Unterstützung verdient“
schreibt Justus Möser 1766 in den Wöchentlichen Osnabrückischen Anzeigen. Bei allem Lob für ihre solide Handwerkskunst legt Möser doch gleich in seiner ersten öffentlichen Äußerung zu den Bramscher Tuchmachern den Finger in die Wunde: Die Wolle, mit der sie ihre Tuche weben, ist zu grob, mit auswärtigen Waren aus der feinen, spanischen Wolle können sie nicht konkurrieren:
„Die Leute sind Goldarbeiter und sie haben nur Messing“.
Als interessierter und gut vernetzter Staatsmann und Publizist, in dessen Bibliothek sich auch einschlägige Werke zur Tuchmacherkunst und der Schafzucht befanden, wusste Möser worauf es in der Tuchmacherei ankam: Neben guter Wolle war es vor allem die Schönfärberei und die Ausrüstung, d.h. das Walken, Scheren, Rauhen und Pressen. Hier fehlte es an Spezialisten.
Über 30 Jahre kümmerte sich Möser um die Entwicklung des Bramscher Tuchmachergewerbes. Das Bramscher Lagerhaus, das die Tuchmacher mit günstiger Wolle in guter Qualität versorgte und den Verkauf der Tuche zu einem angemessenen Preis ermöglichte, geht auf seine Initiative zurück. Größere Schwierigkeiten bereitete die Etablierung der Schönfärberei und professionellen Ausrüstung, die Voraussetzung für größere Aufträge des Militärs gewesen wären. Doch auch wenn die Vorstellungen der Bramscher Tuchmacher nicht immer mit Mösers Ideen übereinstimmten, manches auch an widrigen Umständen scheiterte, waren seine Initiativen erfolgreich oder zumindest richtungsweisend.
Anhand von Objekten, Installationen, Abbildungen und einer filmischen Zeitreise zeichnet die Ausstellung davon ein lebendiges Bild. Wer tiefer einsteigen möchte, findet im Begleitband neben einleitenden Aufsätzen viele zeitgenössische Quellen aus dem Niedersächsischen Landesarchiv zum Tuchmachergewerbe in Bramsche in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Herkunft, Auswahl und Einordnung der Quellen, die erstmals einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden sowie die Kriterien der Edition beschreiben die Autor*innen Rose Scholl, Martin Siemsen und Ilka Thörner im einleitenden Teil. Die gute Lesbarkeit der Texte war dabei ein Leitgedanke.
Und nun doch noch ein Höhepunkt: Am Sonntag, den 5. September, haben wir ein kleines Möser-Fest geplant. Justus Möser (Magnus Heithoff) wird seine Gäste in kleinen Gruppen zu einer Stationenführung empfangen. In der Färberei wird das „Bramscher Rot“ mit Pflanzenfarben gefärbt, Schäfer aus der Region präsentieren alte Schafrassen, Textilkünstler*innen zeigen ihr Können und auch für das leibliche Wohl ist gesorgt.
Nun hoffen wir inständig, dass die Coronazahlen uns keinen Strich durch die Rechnung machen.
All das wäre nicht möglich ohne unsere Förderer: die Niedersächsische Sparkassenstiftung, die Kreissparkasse Bersenbrück, das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Landschaftsverbands Osnabrücker Land e.V. und der Fördervereins Tuchmacher Museum Bramsche e.V. – dafür ein großes Dankeschön!