Am schönsten ist es, wenn die Maschinen im Tuchmacher Museum laufen und die Museumstechniker gegen den Lärm der Spinn – und Webmaschinen begeistert ihre Funktionsweise erläutern. Dann kann man hören, sehen und sogar riechen, wie aus roten Wollflocken langsam eine Decke entsteht. Damit Bereiche, die nicht ständig in Betrieb sind, genauso lebendig und anschaulich werden, gestalten wir nach und nach die Hauptausstellung neu.
Unter dem Motto „in Bewegung“ werden moderne Medienstationen dabei mit übersichtlichen Texten und Grafiken kombiniert, die die Geschichte und Funktionsweise der ausgestellten Maschinen und Geräte erläutern. In den letzten Monaten erhielten die Färber- und Walkerei ein neues Gesicht und die 2021 eröffnete Abteilung zur Frühgeschichte des Spinnens und Webens zusätzliche Filmstationen. Möglich wurde dies durch das Niedersächsische Investitionsprogramm für kleine Kultureinrichtungen. Der Förderverein des Tuchmacher Museums hatte sich im Sommer 2021 beim Landschaftsverband Osnabrücker Land e.V. erfolgreich um Fördergelder aus diesem Programm beworben. Mit 10.000 Euro konnte nun der Löwenanteil des Projekts aus der Zuwendung aus Mitteln des Landes Niedersachsen bestritten werden.
Zu Beginn des Museumsrundgangs kann man nun Bernhard Dankbar beim Spinnen mit der Handspindel beobachten. Plötzlich sieht der komplexe Vorgang ganz einfach aus. Sofort ist auch klar, wozu die kleinen durchlochten Tongewichte in der Vitrine daneben vor vielen Jahrhunderten benutzt wurden: Aufgesetzt auf einen einfachen Stab, sorgten sie für die nötige Schwungmasse um die Spindel möglichst lange in der Drehung zu halten.
Das Weben am Gewichtswebstuhl war schon etwas komplizierter und sehr zeitaufwändig. Erst im Zeitraffer des Films wird die Weberin Liesel Drexler fast so schnell, wie die Webmaschine zwei Etagen darunter.
War das Tuch fertig gewebt, ging es im Gebäude am gegenüberliegenden Ufer der Hase weiter: Das Walken, Rauen und Färben gaben dem Tuch erst die gewünschte Haptik und Optik. Wie die für diese Arbeitsschritte notwendigen Maschinen arbeiteten erfährt man nun auf zahlreichen neuen Texttafeln.
Viel Geduld und Erfahrung erforderte auch das Färben mit Naturfarbstoffen. Sowohl die Bramscher Tuchmacher als auch die hier ansässigen Schönfärber benutzten die Wurzeln der Krapppflanze um Rot zu färben. Wie dieser Farbstoff sich langsam im Wasser löst und an den Wollfasern anhaftet ist ein ästhetisches Erlebnis, das erst in den Makroaufnahmen des Films sichtbar wird, der nun großflächig auf der Wand über dem Färbekessel zu sehen ist.
Der vollständige Prozess des Färbens mit Krapp nimmt einen ganzen Tag in Anspruch und wird deswegen nur an besonderen Färbertagen im Museum von den Färberinnen der „Kunterbunten Wollspinnerey“ gezeigt. Das nächste Mal sind sie beim Tuchmarkt am 11. September am großen Färbekessel aktiv.
Die Neugestaltung wurde mit Mitteln des Landes Niedersachsen auf Beschluss des Niedersächsischen Landtages gefördert.